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Bitterkräuter - Das Kraut des Achilles


Aus: Wildnispädagogische Journale , Jane Kathrein, JG 2018


„Gedeihen Schafgarbe und Löwenzahn, Ist‘s um den Menschen gut getan!“ In diesem Sprichwort steckt schon alles Einleitende zu dieser krautigen Pflanze. Sie ist ein Gesundheitstonikum, das man bereits im Mittelalter trank, als der Schwarze Tod – die Pest - wütete.


Pflanzenportrait: Schafgarbe

Familie: Korbblütler (Asteraceae)

ausdauernde, krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 6 bis 80 cm, mehrjährig

Rhizom treibt im Frühling eine Blattrosette aus, daraus entwickelt sich zunächst ein Stängel, auf diesem Blüten (weiß, leicht rosarot, gelb)

Stängel: hart, zäh, enthält das Mark

Laubblätter: wechselständig angeordnet, gestielt bis festsitzend, Blattspreiten schmal und gefiedert

Verbreitung: inzwischen weltweit

Duft: aromatisch

Geschmack: aromatisch, herb, scharf, muskatnussartig


Der Name leitet sich wahrscheinlich von Achilles ab, jenem Helden des Trojanischen Krieges. Achilles galt als unverwundbar nachdem ihn seine Mutter Nachts in das himmlische Feuer hielt und tagsüber wieder mit Ambrosia heilte. Nur an der Ferse, an der sie ihn gehalten hatte, blieb er verwundbar. Da traf ihn der todbringende Giftpfeil von Paris. Also befragte man Aphrodite, die Herrin der wohltuenden Kräuter, um Rat und diese sagte der Held solle Schafgarbe auflegen. Gesagt getan, die Wunde schloss sich sofort.


Achilles ging wie so viele andere junge Krieger, bei dem Pferdemenschen Cheiron in die Lehre um die Wundheilkräuter kennenzulernen. Cheiron offenbarte ihm die Schafgarbe dank derer Achilles viele verletzte Soldaten heilen konnte. (siehe auch weiter unten)


Der weiße Scheindoldenblütler ist in Wahrheit ein Korbblütler. Sie zählt zu den Pionierpflanzen, kann sich also gut an noch unbesiedelte vegetationsfreie Umgebungen anpassen und siedelt sich an. Achillea m. wächst auf nährstoffreichen Lehmböden auf Fettwiesen und Weiden, aber auch auf Halbtrockenrasen und in Ruderalgesellschaften bis in 1.800 Metern Höhe. Da ihre Wurzeln bis in eine Tiefe von 90 Zentimetern reichen können, gilt sie auch als Bodenfestigerin, die jedoch Nässe scheut.


Inhaltsstoffe

Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide, Essig-, Kaffee- und Apfelsäure, Schleimstoffe, Kupfer, Kalium, Vitamine , ätherisches Öl Azulen (bis zu 1 %), Sesquiterpenlactone


Verwendung

Blätter – die zarten, frischen Grundblätter, die weichen Blätter unterhalb des Blütenstandes und die Blütenknospen kann man als würzige Zutat für Gemüsegerichte und Salate sowie Kräuersalze, Essig und Kräuterbutter sowie Nudelteig verwenden. Das ganze Kraut lässt sich gut trocknen und schmeckt dann noch immer als Tee, als Gewürz für Spirituosen und Rauchtabakmischungen.

Blüten – werden zum Aromatisieren von Zucker verwendet, der gezuckerte Saft wird auch manchmal zu einem Aufstrich eingekocht.

Die zarten Blüten eignen sich auch als Dekoration für z.B. Kräutersalze oder Würze für Eingelegtes.



Quelle: Magnus Lindman, wiki.creativecommens.org


Heilwirkung

Sie ist ein Allrounder, das besagen auch die vielen Namen, die dieses Kraut hat: Sichelkraut, Wundkraut, Soldatenkraut, Zimmermannskraut und Blutkraut! In Frankreich wird es zu Ehren des Patrons der Zimmerleute herbe a charpentier (Zimmermannskraut) genannt oder herbe de Saint-Joseph.


Die Geschichte erzählt, dass sich Joseph bei seiner Arbeit schwer verletzte. Da holte das Christkindlein Schafgarben von der Wiese uns legte sie auf. Die Wunder hörte sofort auf zu bluten und schloss sich.


Sie wirkt …

• entzündungshemmend bei Magen- und Darmproblemen – ätherisches Öl Azulen (übrigens auch in der Kamille enthalten)

• ihre Gerbstoffe wirken zusammenziehend und schleimhautfestigend, sie wirken auch trocknend und eiweißausflockend das heißt sie neutralisieren, die von Wundbakterien ausgeschiedenen Giftstoffe.

• krampflösend (Blüten; ideales Frauenkraut bei Menstruationsbeschwerden)

• beruhigend

• blutreinigend

• allgemein aufbauend, alle Schüsslersalze sind in ihr enthalten.


...hilft bei Nierenerkankungen, Durchblutungsstörungen des Herzens, auch bei Nerven-, Kopf- und Zahnschmerzen. Die in ihr enthaltenen Bitterstoffe fördern die Gallensekretion und lindern chronische Lebererkrankungen.

Lindert den Weißfluss – Sitzbad (hilft auch bei Krämpfen)

Venensystem: harmoniert mit Rosskastanie – Blüten in Öl ansetzen, sechs bis acht Wochen in der Sonne stehen lassen und täglich schütteln. Achtung: die Blüten müssen von Öl bedeckt sein, sonst neigen sie zu Schimmel.


In der Homöopathie wird sie bei Blutungen eingesetzt.

ACHTUNG: bei empfindsamen Menschen kann die Schafgarbe in Verbindung mit Sonneneinstrahlung eine Kontaktallergie auslösen – Wiesendermatitis.

Bei Allergischen Reaktionen auf Korbblütler nicht verwenden.


Verwendung findet sie als Tee (perfekt für Grundteemischungen) oder Tinktur (alkoholischer Auszug). Mazerat (Ölauszug).

Äußerlich bei Gelenksentzündungen und unreiner Haut (antibakterielle Wirkung)


Hildegard von Bingen schätzte sie bei inneren und äußeren Verletzungen, Blut- und Tränenfluss sowie bei Schlaflosigkeit.


Mythologie:

Achillea millefolium spielte in der Volkskunde zu Mittsommer und zur Augustkräuterweihe eine große Rolle. Die Astrologe stellten den Wundheiler unter die Herrschaft des kriegerischen Mars. Wo Mars sich befindet ist auch Venus nah, so wird die Schafgarbe auch Augenbraue der Venus genannt, Jungfernkraut, Margaretenkraut. Als Venuspflanze wurde die Schafgarbe bei venerischen Erkrankungen eingesetzt – sie kann bei Männern schwache Nieren heilen und bei Frauen den weißen Fluss.

Orakelpflanze. Aus den Stängeln der Schafgarbe wurden Stäbchen für das traditionelle chinesische Schafgarbenorakel gefertigt. Die Frauen nutzten die Venuspflanze wenn sie wissen wollten wie der junge Mann aussah, der sie aus der elterlichen Obhut holen und heiraten würde. Dazu sollte das Kraut an einer unheimlichen Stelle, an der sich sie Geister aufhalten, wie etwa an einer Wegscheide oder vom Grab eines früh verstorbenen Mannes gepflückt werden.

Sie legte es unter ihr Kissen und sagte dazu :

“Die erste Schafgarbe finde ich hier,

Im Namen Christi pflück ich sie mir,

Und wie Jesus Maria mit Liebe bedacht,

Mög im Traum mir erscheinen mein Liebster heut Nacht!“


Rudolf Steiner, ein österreichischer Publizist, Esoteriker und Redner sowie Begründer der Anthroposophie, spricht von der Schwefelwirkung dieser Pflanze, die es ermöglicht Übersinnliches und Zukünftiges in das Diesseits zu channeln.


Auch die Germanen ehrten die Schafgarbe. Die Bedeutung des altgermanischen Garwe bedeutet Gesundmachen, Garmachen. Sie war als Heil- und Frauenpflanze vor allem der Freya gewidmet. Die Schafgarbenblätter gehörten auch zur „Grünen 9e“, die im Frühlings als Kultspeise gegessen wurde. Bevor die Benediktiner den Hopfen bekannt machten, nutzten die nordeuropäischen Völker Schafgarbe und andere bittere und aromatische Kräuter zum Würzen und Haltbarmachen von Bier.


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