Die Kunst Fragen zu stellen ist Teil des Coyoteteachings: Was hast du gesehen? Was konntest du hören? War das Wasser kalt? Wo könnte dieser Platz sein? Wer war hier?
Wer so wie ich Zeit mit seinen Großmüttern verbringen durfte, hat vielleicht auch ihren Geschichten gelauscht. Sie waren nicht immer fröhlich, jedoch beeindruckend, handelten sie doch vom Krieg, dem Aufstehen, dem Leben. Ich fühle mich heute sehr dankbar für diese geteilten Erfahrungen. Mit anderen Menschen Geschichten zu teilen, baut ein kollektives Wissen auf, das viel größer ist als die Erfahrung eines einzelnen. Wir können von den Geschichten der anderen einen ganzen Strom an Informationen gewinnen. Das wirklich tolle daran ist: Jeder von uns kann Geschichten erzählen, unabhängig von Alter und Herkunft.
„Naturkundeautoren sind Geschichtenerzähler, Wissenschaftler sind Geschichtenerzähler. Wissenschaftler leben und sterben mit ihrer Fähigkeit, sich von ihrem Stamm zu trennen, sich hinaus auf unbekanntes Terrain zu wagen und irgendeine Entdeckung oder neue Tatsache oder theoretische Erkenntnis zurückzubringen und diese wie ein frisch erlegtes Tier ihrem Stamm zu Füßen zu legen. Dann versammeln sich alle und tanzen darum herum, in der Akademie der Wissenschaften werden Symposien abgehalten und Preise vergeben. Es gibt keinen grundlegenden Unterschied zu dem Fest in einem altsteinzeitlichen Lager.“ E.O. Wilson
Wenn wir zum Beispiel einen Tag in der Natur verbringen sieht Einer eine umgefallene Lärche, ein anderer entdeckt einen Marderbau, ein anderer hat seinen ersten Waldschlafsack gebaut, während der Vierte seine ersten Erfahrungen mit dem Schnitzmesser machte und dabei nicht ohne Pflaster auskam. Durch das Erzählen von Geschichten wird Schicht für Schicht ein Wissen aufgebaut, das zu einer Bibliothek wachsen kann.
Zu welcher Pflanze gehören diese Blätter? Fotos: Jane Kathrein
Persönliche Geschichten inspirieren uns, sie machen Erfahrungen auch für andere zugänglich. Es entsteht eine Lerngemeinschaft, nach der sich viele Menschen, nicht nur in herausfordernden Zeiten wie jetzt, wieder sehnen. Wir wollen das auch erleben. Neugier ist die größte Lernquelle des Menschen, sie ist ansteckend. Es gibt immer wieder Menschen, die zu Hause auf uns warten und der Erzählungen unserer Abenteuer harren.
Routinen entwickeln. Die Geschichte des Tages kann zur Routine werden, wenn sie in einem beständigen Rhythmus praktiziert wird. Viele Familien erleben diese Routine vielleicht Abends, beim Schlafen legen ihrer Kinder und verbunden mit der Frage: Was hat dir heute besonders gut gefallen?
Im Rahmen eines Wildnisstages kann das Geschichtenerzählen in einer Runde der Abschluss sein. Vor anderen zu sprechen stärkt unser Selbstvertrauen, wir erleben, dass unsere Erfahrungen bedeutungsvoll sind. Idealerweise stellt ein Mentor weitere Fragen zum Thema und regt an beim nächsten Mal eine noch bessere Geschichte mitzubringen.
Gedanken zur Ruhe bringen. Ja, es gibt auch Zeiten in denen wir die Geschichten nicht im großen Kreis direkt teilen können, so wie jetzt, dann bieten uns digitale Medien und Plattformen die Möglichkeit uns im Kreis zu treffen. Wer seine Geschichte des Tages lieber für sich behält, könnte beginnen sie in ein Tagebuch zu schreiben. Gedanken sortieren, einordnen, verarbeiten. Das hat einen wunderbaren Nebeneffekt: unser Geist wird ruhiger.
Welche Geschichte bringst du aus deinem Tag heute mit?
Wie kam der Schleim in den abgestorbenen Baumstumpf?
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