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kathreinjane

Bitterkräuter - Serie für den Frühling 1

Aktualisiert: 19. März 2023


Das bitterste Kraut in unserer Gegend ist das Tausendgüldenkraut, Centaurium. Früher gab es davon bis zu 50 Arten, heute noch rund 20, hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet. Foto: Nanosanchez/ commens.wikimedia.org


Viele Heilpflanzen, Wurzelgemüse und Blattgemüse mit einem hohen Anteil an Bitterstoffen sind von unseren Tellern verschwunden, wie der Löwenzahn, der Wegerich, die Schafgarbe und viele anderen Wildpflanzen. Mit diesem Beitrag startet eine Serie, die dich zu den Bitterkräutern mitnimmt, passend zum Frühling :-) In Kursen und Kräuterwanderungen kannst du diese Pflanzen dann auch in der Natur kennenlernen.


Beim Essen von bitteren Pflanzen ziehen die meisten Menschen Grimassen, sie empfinden den Geschmack als unangenehm, also wurden bei Gemüsesorten wie Endiviensalat, Radicchio oder Chicorée die Bitterstoffe klein gezüchtet. Das ist dir vielleicht noch gar nicht aufgefallen, als ich zuletzt Endiviensalat aß war ich überrascht, er schmeckte neutral, obwohl aus biologischem Anbau. Meine Uroma Mali legte Endiviensalat noch eine Stunde vor dem Essen in eine Mischung aus Wasser und Milch, um dem Salat etwas an Bitterstoffen zu entziehen. Hm.


„Wenn du gesund und kräftig bist, wirst du erstaunlicherweise noch gesünder und kräftiger, und deine Kräfte werden auf diese Weise gefestigt. Und wenn du krank bist, richtet es dich auf wunderbare Weise auf und macht dich stark, wie wenn die Sonne an einem trüben Tag durchbricht.“ Hildegard von Bingen

Es macht Sinn, dass uns das Bittere als unangenehm auffällt, dieser Geschmack diente einst als Warnsignal vor giftigen Pflanzen sowie die Schärfe zum Beispiel des Schöllkrautes. Kinder reagieren noch viel feiner auf diese Geschmäcker, da ihr Entgiftungssystem noch nicht so gut ausgeprägt ist. So macht es Sinn, dass sie potenziell gefährliche Dinge gleich ausspucken und gar nicht erst schlucken.


Was sind Bitterstoffe?

Stoffe, die bitter schmecken. Das können unterschiedliche Stoffe aus unterschiedlichen Stoffgruppen sein, es gibt Bitterstoffe unter den Flavonoiden, Polyphenolen, Terpenen, Peptiden, Aminosäuren und Alkaloiden.


Wie wirken sie?

Im Körper können Bitterstoffe sehr viel Gutes bewirken. Am besten erforscht sind die anregenden Wirkungen auf die Verdauung, in der Naturheilkunde werden sie schon lange zur Linderung von Verdauungsbeschwerden eingesetzt, ob im Ayurveda, in der traditionellen chinesischen Medizin oder auch in Europa (Enzian, Wermut, Beifuß etc.)



Gelber Enzian, Gentiana lutea. Foto: Bernd Haynold, commons.wikimedia.org


Was passiert in unserem Körper, wenn wir wieder mehr Bitterstoffe zu uns nehmen?

Bitterstoffe regen die Verdauung an, sie fangen bereits im Mund an zu wirken: Beim Kauen reizen die im Essen enthaltenen Bitterstoffe die Nerven auf der Zunge. Dadurch wird die Produktion von Speichel angeregt. Die Enzyme im Speichel beginnen nun das Essen zu zerlegen – verdauen es also schon einmal vor. Der Magen wiederum beginnt mit der Produktion von Magensaft. Sobald das zerkaute Essen im Magen angelangt ist, kann dieser sofort mit der Verdauung loslegen. Enthält das Essen dagegen kaum Bitterstoffe, dauert die Verdauung länger.


Der bittere Geschmack stimuliert auch die Leber, die Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse und den Darm, welche daraufhin mit der Ausscheidung von Verdauungssäften und Verdauungsenzymen beginnen. Die Leber zum Beispiel wird so beim Entgiften unterstützt.

Aus diesem Grund können Bitterstoffe bei vielen Beschwerden wie Blähungen, Magensäuremangel, Verstopfung , Völlegefühl, aber auch Reizdarm, Gastritis und sogar chronisch entzündlichen Darmerkrankungen helfen.



Bitterpflanzen, die du vielleicht schon aus deinem Garten oder der Wiese kennst:


  • Beifuß, Artemisia vulgaris - macht fetten Braten bekömmlicher und unterstützt Galle und Leber.

  • Löwenzahn, Taraxacum die jungen Blätter des Löwenzahns ergeben im Frühjahr einen schmackhaften Salat, kannst du auch verwenden, wenn du deinen Garten von Löwenzahn befreist. Die Wurzel übrigens auch, sie wird im Frühjahr und Herbst gegraben und kann als verdauungsfördernde Tinktur angesetzt werden.

  • Schafgarbe, Achillea - eine klassische Frauenpflanze, als Würzkraut und als Tee hilfreich bei Blähungen und Menstruationsbeschwerden.


  • Wegwarte, Cichorium intybus - auch Zichorienwurzel genannt, Namensgebend für Chicoree. Aus der getrockneten und gerösteten Wurzel entsteht der sogenannte „Blümchenkaffee“. Foto: commons.wikimedia.org

  • Hopfen, Humulus - als Tee eine beruhigende sowie schlaffördernde Wirkung.

  • Gelber Enzian, Gentiana luzea bekannter als Schnaps hat der Gelbe Enzian einen hohen Gehalt an Bitterstoffen. Bekannt ist der Enzianschnaps, der speziell nach deftigem Essen manchmal angeboten wird. Das Graben des Enzian wird in Tirol ausgelost, die Pflanze steht unter Artenschutz. Die Wurzel kannst du auch in der Apotheke bekommen.

  • Engelwurz, Angelica - stärkt Verdauung und Nerven. In der traditionellen europäischen und chinesischen Heilkunde gilt sie als allgemeines Stärkungsmittel.

  • Isländisch Moos, Cetraria islandica entdeckst du vielleicht auf Wanderungen, wird hauptsächlich bei Husten eingesetzt. Mit der „Graupenmilch“ haben Bauern früher versucht bei Kinder Husten und Pseudokrupp zu behandelt. Dazu wurde Isländisch Moos in Milch aufgekocht, das bittere Gebräu den Kindern teelöffelweise eingeflößt. Foto: commons.wikimedia.org

  • Blutwurz, Tormentill - wirkt adstringierend und wird bei Magen-Darm-Störungen und Durchfall am besten als Tinktur eingenommen. Als Gurgellösung hilft sie gegen Entzündungen im Mundraum.


Und zu guter Letzt…

.. ist die bittere Gurke giftig oder nicht?


Wenn die Gurke bitter schmeckt, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Vielleicht ist es zu einer Rückkreuzung gekommen, wenn du zum Beispiel dein Gemüse selber anbaust, und die ursprünglich bitterstofffreie Gurke bildet nun wieder Bitterstoffe. Das Curcurbitacin kann bei manchen Menschen zu Magenkrämpfen oder Durchfall führen, also lieber weglassen.


Gurken können aber auch bitter werden, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Stressfaktoren sind lange Trockenzeiten, starke Schwankungen der Temperatur oder zu viel Dünger. Bitterstoffe aus anderen Pflanzenteilen wandern dann in die Früchte. Sind die Gurken nur am Stil bitter, kannst Du den Teil wegschneiden. Auch andere Mitglieder der Kürbisgewächse, wie Zucchini, Kürbis oder Melone, können Curcurbitacin enthalten.


Dazu passende Beiträge bereits im Kräuterfreu-Blog.



"Ein Leben, das vor allem auf die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse ausgerichtet ist, führt früher oder später zu bitterer Enttäuschung." Albert Einstein
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