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Ist Draußen genügend Platz für Alle?

HÜTTENTALK. Da schiebt sich eine schwarze Schnauze um die Ecke, legt sich auf meinen Oberschenkel, klare Geste. "Streicheln, bitte." Zum Schwarzen folgt gleich das Herrl, auch im gemütlichen Tempo. "Bei diesem Wetter verirrt sich kaum jemand da rauf." Mit "da rauf" meint er auf die Alm, normalerweise ist hier an so einem Tag jeder Platz belegt.


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An Sonnentagen sind auf den Waldwegen und Pfaden viele Outdoor-Enthusiasten unterwegs, heute bin ich gefühlt alleine auf dem Alten Almweg. foto: Jane Kathrein


Heute hab ich freie Wahl und wir beide die Möglichkeit uns zu unterhalten und nachdem ich mich als Wanderführerin geoutet habe sind wir schon mitten drin: wir sprechen über Gäste, die mit ihrem PKW die Forststraße hochfahren, Bockwurst bestellen und verärgert sind weil es hier keine Bankomatkassa gibt und über jene Biker, die im April im Schnee die Vigarspitze bezwingen wollten und gerettet werden mussten. Das waren Japaner. Jene Frau, die bei der Abfahrt einen Purzelbaum geschlagen hatte, führte zwar den Radhelm mit aber nicht am Kopf. Sie wollte ihre Frisur nicht ruinieren, soll sie gesagt haben.


OVERFLOW. Ist es genug? Schwierig für mich als Naturmensch und zugleich Nutznießerin der wachsenden Outdoor-Begeisterung die eine Antwort zu finden. Seit das Trailrunning den Großraum Innsbruck erobert hat, herrscht auch hier oben reger Betrieb. Verpflegungsmaterial werde mit großem Gerät angeliefert, hunderte Trailrunner machen hier an den Wettbewerbstagen halt und viele folgen später den Routen, die online zu finden sind nach. "Der Auerhahn ist inzwischen abgewandert" glaubt der Natur-Mensch zu wissen.  "Das sind sensible Tiere, die sich von einzelnen Wanderern nicht beirren lassen, aber inzwischen sind hier viele unterwegs." Ich schlage zu Hause nach wo die Schutzgebiete des Birkhuhn und Auerhahnes vor meiner Haustüre liegen.



Biker am Patscherkofel willkommen? Seit Kurzem gibt es einen neuen Trail in Richtung Issboden. Foto: Jane Kathrein
Biker am Patscherkofel willkommen? Seit Kurzem gibt es einen neuen Trail in Richtung Issboden. Foto: Jane Kathrein

Eine betagte Dame aus dem Dorf erzählt mir, dass sie sich eh schon länger nicht mehr in den Wald traue. "Die Radfahrer höre ich nicht mehr heranrollen, außerdem tauchen sie plötzlich aus dem Wald auf oder rasen die Forststraße hinab, das ist zu schnell für meine Augen." Und ich muss zustimmen, weil ich das auch schon erfahren habe.


❗Für Wanderer bedeutet das: Aufpassen!❗



🔶FAZIT: In den Bergen wird es immer Nutzungskonflikte geben. Aufklärung und Bewusstseinsarbeit auf beiden Seiten, im Tourismus und in der Bevölkerung sind wichtige Schritte für eine Geschichte des Gelingens. Alle Betroffenen in geplante Entwicklungen einzubeziehen ist schwierig, hilft jedoch auf längere Sicht.


Diesen und andere Beiträge zum Thema "Draußen unterwegs "gibts in meinem Blog unter www.kraeuterfreu.at zu lesen. Neue Themen sind immer willkommen. Konstruktiver Journalismus arbeitet lösungsorientiert.


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